Nun ging es mit dem Nachtbus weiter Richtung Norden nach Agra zum beruehmten Taj Mahal. Ich kam frueh morgens an und konnte das grandiose Bauwerk zum Sonnenaufgang bewundern.
Ich wollte mich hier aber nicht laenger aufhalten, so dass ich den Zug gleich weiter nach Orcha, einem ruhigen Flecken mit einem Palast nahm. Zudem haben mir die kalten Nachtbusse ganz schoen zugesetzt, so dass ich mir eine Erkaeltung holte und dringend Zeit zum relaxen brauchte. Es wird mittlerweile auch ganz schoen kalt. Tagsueber sind es nur noch 25° und nachts gehts auf 10° runter! In Orcha war nicht viel los und somit versuchte ich mich gesund zu schlafen.
Ich reise in Indien in einer Zeit der Festivale. Viele Inder machen nun Urlaub und damit ist entsprechend viel los. Jetzt heiraten auch ganz viele Paare, weil die letzten 4 Monate irgend ein Gott geschlafen hat und somit Hochzeiten nicht erlaubt waren. Hier in der steppenartigen Ganges Ebene komme ich jede Stunde durch eine Millionenstadt. Sieht man den Staedten gar nicht an.
Es sieht alles ziemlich trocken aus. Jemand sagte mir, dass es schon 3 Jahre nicht richtig geregnet hat und sie sehr sparsam mit Wasser umgehen muessen.
Hier wird man von allen moeglichen Leuten staendig angelabert. Man muss damit leben koennen aber es strengt an. Meine Person neigt dazu, auf die Leute einzugehen – doch dann muss man ganz sehr aufpassen, was denn ihre wahren Absichten sind; Freundschaft oder Geld machen. Oft ist es zweiteres.
Inder denken, dass Deutsche sehr viel Geld haben, deutsche Touristen zeigen das wahrscheinlich. Ich als Backpacker hab darunter zu leiden. In Indien gibt es fuer vieles besonders bei Eintrittsgeldern Auslaender- und Einheimischenpreise. So kostet z.B. Der Eintritt zum Taj Mahal fuer Inder 20 Rupies und fuer alle anderen 750 Rupies, was ca. EUR 12.50 sind!
Man bekommt in Indien den Eindruck, dass Menschenleben nicht viel wert sind; es werden so viele Menschen in Busse, Taxis und Zuege gestopft, dass das eher an einen Viehtransport erinnert, so zusammengepfercht sieht das aus. Ausserdem tut niemand was gegen die weit verbreitete Armut und wenn wieder mal ein paar Anschlaege veruebt werden und es etliche Tote gibt, scheint das niemand zu interessieren. Ich denke, das hat was mit dem Hinduismus zu tun. Man nimmt sein Schicksal ueberall mit Gleichgueltigkeit hin, weil man es vielleicht im naechsten Leben besser hat und ausserdem gibt es ja eine Mrd. Inder!
Ein weiterer recht touristischer aber doch ruhiger Ort, den ich besuchte, war Khajuharo. Dort gibt es schoene, reich verzierte und gut erhaltene Tempel und ohne Ende Souvenirverkaeufer, die einem das Leben schwer machen.
Nach so 4 Std. Busfahrt gibt es immer eine Pause meistens in Busbahnhoefen. In den Bussen sind immer ein paar Traveller und die treffen sich dann vor dem Bus und unterhalten sich. Kaum ist das passiert, sammelt sich eine grosse Menge Inder um einen herum und starren einfach nur die Touris an! Noch viel mehr kommen, wenn Frauen unter den Reisenden sind und ne richtige Attraktion wird es wenn ein Bettler in die europaeische Gruppe kommt und sein Glueck mit grosser Ausdauer und Penetranz versucht! Ich glaube, die Inder machen dann Wetten aus, wer gewinnt…
Irgendwann gewoehnt man sich auch daran…
Zur Verteidigung fragte mich ein Inder, wie denn die Leute gaffen, wenn ein Dunkelhaeutiger durch einen deutschen Ort laeuft…
Meine letzte Station in Indien is nun Varanasi. Hier erlebt man Indien am intensivsten. Es ist das Epizentrum des Hinduismus. Das Besondere hier sind die Waschungen am Ganges. Eine bunte Menschenmenge tummelt sich am Flussufer und es wird gebadet, Waesche gewaschen, sich rasiert oder einfach nur rumgehangen. Es gibt aber auch 2 Stellen wo oeffentlich Leichen verbrannt werden und die Asche dann in den Fluss verstreut wird und das macht den Ganges zum dreckigsten Fluss der Welt! Weil er aber so heilig ist, stoert das die Hindus nicht und Pilgern aus ganz Indien hierher. Aber auch viele Europaeer [eigenartigerweise keine Englaender und Hollaender], Japaner, Chinesen und Koreaner kommen hierher um Erleuchtung zu finden. Ich wurde gestern von einer Venezuelanerin gefragt, ob ich schon gefunden habe, was ich suche… Hab doch gar nichts gesucht, denn schon laengst gefunden!
Die Altstadt hat ganz enge Gassen, wo kein Rikscha durch passt. Dafuer gibt es hier um so mehr Kuehe, ueber die man drueberklettern muss, Hunde, um denen man besser einen grossen Bogen macht, weil sie so zerschunden und krank aussehen und Affen ueber dir, die so sehr auf den Markisen und Stromleitungen rumtrampeln, dass staendig Dreck von oben runterkommt und dann ist es ein staendiger Slalom um die Kuhfladen und Bettler herum! Das klingt vielleicht alles ein bisschen abschreckend, ist es aber nicht. Varanasi hat richtig viel Charme und ich denke, hier erlebt man Indien am intensivsten. Es ist ein riesiges buntes Durcheinander und wenn man davon genug hat, zieht man sich einfach in seinem Guesthouse auf die Dachterasse zurueck oder laesst sich mit dem Boot auf dem Ganges herumfahren und sieht sich die Menschenmenge aus der Ferne an.
Am Nachmittag traf ich eine Schwedin, eine Italienerin, ein Spanier, eine Kanadierin, ein Israeli und eine Australierin. Das war wirklich eine bunte Mischung! Wir assen zusammen und hatten ne gute Zeit. Interessant ist, dass die Backpacker in Indien meistens in meinem Alter sind. Das war sehr angenehm, denn in Suedostasien waren sie eher um die 22 herum und damit anstrengender. Noch vor Mitternacht musste ich aber schon weiter zum Bahnhof um meinen Monstertrip nach Nepal zu starten. Der Zug hatte, wie zu erwarten, 3 Stunden Verspaetung. Bei der Ankunft am naechsten Morgen stiegen noch 6 Spanier aus diesem Zug in Gorakhpur aus und so machte es Sinn, einen Jeep bis an die Grenze nach Sunauli zu nehmen. Wir passierten alle recht schnell die Grenze und assen erstmal gemeinsam. Ich musste natuerlich Spanisch sprechen und tief in meinem Gehirn nach Worten suchen und es hat doch noch ganz gut funktioniert!
Der naechste Bus nach Pokhara fiel aus und so nahmen die Spanier nochmal den Jeep, aber ich wartete auf einen spaeteren Bus und wollte noch vor Pokhara direkt bei Tante Jutta aussteigen. Der Bus hielt aber in Kairenitar trotz mehrmaligen Bittens nicht fuer mich an und so landete ich morgens um 4 Uhr in Pokhara und musste gleich ein Taxi die 25 km wieder zurueck zu meinem Zielort nehmen 😦
Im nebligen Dunkel fand ich meinen Weg bis zum Rand des Abhangs wo Juttas Farm beginnt und ich warte bis zur Morgendaemmerung. Ich hatte ein Gefuehl wie nach Hause kommen! Das Umherziehen, Schlafen in Nachtbussen und staendiger Hotelwechsel hatte erstmal ein Ende. [Ich bin, im Gegensatz zu vielen anderen Travellern ziemlich schnell gereist, obwohl ich mich noch nicht Flashbacker nennen muss. Das sind die, die, im Gegensatz zu den Backpackern, von Ort zu Ort mit dem Flugzeug reisen!] Nun muss ich mich nicht mehr um den naechsten Bus, das Hotel oder das neue Ziel kuemmern sondern einfach nur die paradiesische Umgebung von Kairenitar geniessen! Um 6 Uhr, als es heller wurde, ging ich hinunter in den Hof, die Hunde schlugen an und Jutta kam schon aus dem Haus und empfing mich herzlich…
Ueber die letzten paar Tage gibts nicht viel zu berichten; nur Reden, Essen, Schlafen, Spazieren gehen, Fotografieren und die naechsten Tage mit Tilak planen…
Ich bin nun in Pokhara im Touristenviertel und hier ist alles so friedlich – kein Verkaeufer geht Dir auf die Nerven!! Es ist hier genauso relaxt, wie in Laos…
Ich glaub, ich bleib einfach in Nepal, also ziehe hierher…bye, bye!
Veröffentlicht in Indien, Nepal